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Die letzten Aufführungen

Heute finden die letzten beiden Aufführungen statt. Hoffentlich schaffe ich dies. Wenn ich ein Lied singe oder wir in der Probe eines üben, nicht nur von der Zäller Wiehnacht, dann kann ich den Text beim ersten Mal gut und beim zweiten Mal dann, oh weh, was für ein Durcheinander – Textpassagen von der ersten Strophe verstecken sich und kommen bei der dritten wieder zum Vorschein, dafür hüpft ein Teil der dritten in die erste und ähnlich - hoffentlich passiert mir das heute nicht. Mein Textbüchlein ist gestern nochmals dünner geworden. Noten sind keine mehr drin. Texte enthält es jedoch noch alle. Obwohl ich nun bis auf ein Lied alle auswendig kann, gibt mir dies Sicherheit.

Im Spiel bezaubern mich heute die Engel. Schön wie sie tanzen, auch gefällt mir, wie die Musik im Tanz umgesetzt wird. Der Befehl von Herodes, alle Kinder unter zwei Jahren zu töten, was für ein Durcheinander! Das Entsetzen ist spürbar. Dann, der musikalische Wechsel zu einer anderen Szene. Die Leichtigkeit ist in der Musik hörbar, die Engel horchen auf und leichtfüssig tanzen sie zurück. Die Engel tanzen nicht nur, nein, sie sprechen auch. Und ich staune darüber, wie synchron sie dies meistern. Im Publikum sitzt manch ein kleines Mädchen, von welchem ich denke, dass es gerade sich selbst als Engel mit diesen schönen Flügeln durch die Kirche fliegen sieht.

Zwischen den beiden Aufführungen werden wir vom Küchenteam mit einem Imbiss verwöhnt. Frisch gestärkt geben wir nochmals unser Bestes während der allerletzten Vorstellung. Die Liedtexte halten sich an die Reihenfolge, da bin sehr froh darüber. Ein letztes Mal singen und erzählen wir mal lustig, mal ernst, mal resigniert aber dann hoffnungsvoll die Geschichte von der Verkündigung und der Geburt Jesus – dem Grund unseres Glaubens.

Müde, zufrieden und glücklich über die gelungenen Aufführungen, geht es wieder nach Hause, zurück in die letzte Woche vor Weihnachten. Haben nach den ersten Aufführungen die Lieder beim Einschlafen und Aufwachen in mir geklungen, mich verfolgt im Alltag, so sind es nun Textzeilen, welche ich höre: den Chor der Engel, Chaspar, die Hirtin am Schluss, zwischendurch dann wieder einige Liedzeilen. Das Spiel klingt noch lange in mir nach.

Cécile Mächler, 18.12.22



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